Jahresbilanz

Weinlese 2023 — Es kam alles ganz anders

Stand
MODERATOR/IN
Michael Lueg
SWR1-Moderator Michael Lueg
INTERVIEW
Werner Eckert
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SWR1

Die Zeit der Weinlese ist zwar noch nicht ganz vorbei. Trotzdem zieht das Deutsche Weininstitut schonmal Bilanz. Rheinland-Pfalz produziert allein zweidrittel des gesamten deutschen Weines und die Zahlen fallen dieses Jahr regional sehr unterschiedlich aus.

SWR1: Werner Eckert aus der SWR1 Umweltredaktion, wie sieht die Erntebilanz für 2023 aus?

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Werner Eckert: Tatsächlich gibt es viel weniger, als bei der letzten Schätzung im August angenommen worden ist. Da hat man von einer ganz großen Ernte gesprochen. Das hat die Märkte durcheinander gebracht, weil die Kellereien, die den Winzern Trauben, Most oder Wein abkaufen, durch die angenommenen vollen Keller mit sinkenden Preisen gerechnet haben. Jetzt ist alles ganz anders gekommen.

Die beiden großen Gebiete Rheinhessen und die Pfalz, die den Markt bestimmen, liegen nur im zehnjährigen Durchschnitt, Nahe und Mittelrhein etwas darüber. Aber die Unterschiede sind eigentlich gar nicht so groß. Tatsächlich ist die Ernte abgeschlossen. Deswegen kann man die Menge jetzt auch gut abschätzen. Abgesehen von ganz wenigen Spitzen-Weinbergen, in denen noch Rieslingtrauben hängen, ist alles drinne — und musste auch alles eingefahren werden.

SWR1: Die Hauptweinlese war in diesem Jahr besonders kurz. Manche Winzer haben von der schnellsten Lese überhaupt gesprochen. Was war da los?

Eckert: Fäulnis, Hagel, hohe Temperaturen, kann man sagen. Es hat sich schon Ende August, Anfang September angedeutet, dass es mit dem Mehltau und anschließend mit der Kirsch-Essig-Fliege große Probleme gibt. Die Fliege war über Jahre hinweg nicht so bedeutend, aber 2023 hat sie besonders die Rotweinsorten sehr stark geschädigt.
Dann kommen Essigbakterien dazu. Dann muss man sehr schnell handeln, damit man nicht die ganze Ernte verliert. Die Verluste durch Fäulnis haben dazu geführt, dass die Erträge deutlich niedriger sind als man zuerst angenommen hatte. Dann hat es die warme Witterung den Winzern sehr schwer gemacht, die Trauben kühl auf die Kelter zu bringen. Ich glaube, man wird in Zukunft sehr viel mehr in Kühlung schon beim Traubentransport und beim Keltern investieren müssen, damit man für solche Herbste gewappnet ist. Momentan lernen die Winzer jedes Jahr eine Menge dazu.

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Der Klimawandel hat gute Seiten — wir haben viel mehr Reife in den Trauben — er hat aber auch jede Menge Probleme für die Winzer parat.

Das Interview führte SWR1 Moderator Michael Lueg.

Weitere Informationen auf der Homepage des Deutschen Weininstituts unter deutscheweine.de.

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